Innere Masken und die Suche nach menschlicher Nähe

Ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, – fast alle Menschen haben Angst vor zu viel Nähe, haben Angst , die Abwehrmechnismen loszulassen und sich vor seinen Mitmenschen, den „Fremden“ zu „entblößen“.   

Fremde sind wir im Grunde alle füreinander, denn keiner kennt den anderen wirklich. Und wir sind sogar Fremde für uns selbst, denn über unser eigenes Wesen wissen wir am wenigsten, verdrängen es lieber oder erfinden schöne Geschichten drum herum.

Die Angst vor Intimität kommt daher, dass wir bei einer Öffnung unseres Wesens nicht sicher sind, was der andere uns dann antun wird. Deshalb verbergen wir tausend Dinge, nicht nur voreinander, sondern eben auch vor uns selbst. Bei einem Fremden fühlt es sich sicherer an, eine kleine Distanz aufrecht zu erhalten , weil sonst jemand die eigene Schwäche und Verletzlichkeit ausnutzen könnte. Das ist unsere Angst.

Das Erstaunliche besteht jedoch darin, dass gerade Menschen, die sich verletzlich und offen zeigen, bedeutend weniger angegriffen werden als Menschen, die immer eine Maske tragen.

Das Problem wird noch komplizierter, weil sich im Grunde jeder Mensch Intimität wünscht. Jeder sehnt sich nach menschlicher Nähe, weil er sich sonst allein fühlt, ohne Freund, ohne Geliebten, ohne jemanden, dem er vertrauen ,- und all seine Wunden offenlegen kann. Die Wunden können nicht heilen, wenn sie nicht offen sichtbar sind. Je mehr sie jemand verbirgt, desto gefährlicher werden sie und wuchern im Verborgenen weiter. Nur wer keine Hemmungen und unterdrückten Impulse in sich trägt, hat auch keine Wunden.

Eines der grundlegendsten Bedürfnisse ist es, gebraucht , geliebt, angenommen zu werden. Doch keine enge Beziehung kann wirklich wachsen, wenn man sich immer zurückhält. Wenn zwei Menschen immer nur vorsichtig sind und sich schützen und bedeckt halten, treffen sich nur zwei Persönlichkeiten. Die Masken treten miteinander in Beziehung, nicht die wirklichen Menschen.

Natürlich besteht ein Risiko für denjenigen, der anfängt, aufrichtig zu sein. Er weiß nicht, ob die Beziehung diese Wahrheit, diese Authentizität verkraften kann, ob sie stark genug ist, den Sturm zu überstehen. Deswegen sind viele Leute sehr zurückhaltend. Doch ist es nicht besser, getrennt und aufrichtig zu sein, als unaufrichtig und zusammen? Eine unaufrichtige Beziehung wird niemals befriedigend sein.

Eine der Grundbedingungen, um Nähe zulassen zu können, ist, sich selbst vollkommen anzunehmen. Wer das nicht tut, kann auch von keinem einem anderen erwarten, dass er ihn annimmt. Doch wir selbst sind so häufig verurteilt und bewertet worden , wir haben diese Gewohnheit übernommen, sie ist uns in Fleisch und Blut übergegangen.  Da wir natürlich wissen, dass auch hässliche Dinge in uns verborgen sind  , hindert uns das daran, offen zu unseren Mitmenschen zu sein.

So viele Menschen leben in Anmaßung und Heuchelei, nicht nur Politiker, Wirtschaftsbosse, Banker und Priester allein. Sie sind nicht, was sie zu sein scheinen, das Äußere trügt und ihre große Angst besteht darin, dass andere das erkennen können, daher glauben sie, sich schützen zu müssen. Sie zeigen viele Gesichter, im Inneren denken sie das eine und nach außen hin sagen sie etwas anderes.

Es geht darum, seine innere Natur so zu akzeptieren, wie sie ist, nicht, wie sie sein sollte. Alles „Sollte“ macht den Menschen krank und neurotisch, wer seine eigene Natur verurteilt, spaltet sich selbst auf. Ist nicht jeder Mensch schön in seinem einfachen Menschsein und hat nicht jeder auch Schwächen? Sie sind einfach ein Teil der menschlichen Natur.

Der erste Schritt ist also, sich selbst vollkommen anzunehmen, dann wird die Angst vor Intimität verschwinden. Auch das Ego wird schrumpfen, denn wir selbst haben es fallengelassen. Alles, was wir fühlen, können wir dann authentisch äußern. Und damit werden wir auch den anderen zur Intimität ermuntern. Unsere Offenheit wird ihnen helfen, ebenfalls offen zu sein.

Doch das bedeutet nicht, dass wir andere demaskieren sollen, wenn sie mit ihren Lügen glücklich sind, ist das ganz allein ihre Entscheidung. Wir brauchen keinen anderen Menschen zu verbessern; wenn wir uns selbst entwickeln , ist die Botschaft genug.
Durch Intimität, durch Liebe, durch tiefe Freundschaft , indem wir uns vielen Menschen öffnen, werden wir reicher und glücklicher, wo immer wir uns auch befinden. Dann schaffen wir ein Paradies um uns herum. Wer verschlossen ist, ständig in der Defensive, immer besorgt, dass jemand seine Gedanken lesen kann, die Schwächen erkennen, lebt in der Hölle. Die Hölle, ebenfalls wie das Paradies befinden sich in uns, es sind geistige Räume.

Ohne Bindung, ohne Wärme und Verbundenheit  sind wir hier allein unter Fremden, wenn wir uns öffnen können,  sind wir von Freunden umgeben, von Menschen, die wir und die auch uns lieben.

Angela

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2 Gedanken zu „Innere Masken und die Suche nach menschlicher Nähe“

  1. Grundsätzlich ein wahrhaftiger toller Text. Dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen. Ich stimme mit allem überein.
    Nur ist hier die Rede davon, dass man sich bzw. seine innere Natur – was immer man darunter versteht – so akzeptieren soll wie sie ist. Das ist natürlich grundsätzlich gut und richtig, Aber das bedeutet nicht, dass man sich nicht verändern darf. Insbesondere dann, wenn man es für sich selbst möchte und nicht für das System, nicht für die sogenannte Gesellschaft. Dann ist es nämlich kein Verbiegen, keine krankhafte Spaltung, sondern echt und authentisch.

    1. @ Thomas

      Lieber Thomas!

      Sich zu verändern, innerlich zu wachsen halte ich sogar für sehr wichtig. Das ganze Leben ist fließend, ist Veränderung. Es wird nur schwierig sein, etwas Positives zu erschaffen, wenn man aus Unzufriedenheit oder Ablehnung des Ist-Zustandes heraus handelt. Man muss erst einmal die Vergangenheit akzeptieren, um weitergehen zu können. Ansonsten ist sie noch nicht abgeschlossen und wird den Wachstumsprozess behindern….

      Lg von A n g e l a

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