Quelle: Lia-Blog
„Ein neues Weltbild wartet auf uns…“ ist zugegeben eine gewagte Hypothese in Zeiten wie diesen. Ist denn die Lage der Welt nicht schon viel zu verquer, um noch Hoffnung auf neue Wege zu hegen? Klar kann man daran auch mal zweifeln.
Und doch spüre ich, dass es keine wirkliche Alternative gibt. Denn das alte Weltbild hat ausgedient, und MUSS weichen, wenn wir langfristig auf diesem Planeten leben wollen.
Also was ist unser Weltbild überhaupt und wie können wir es verändern?
Mit Weltbild oder Weltanschauung bezeichnen wir unsere Vorstellung von der Natur der Dinge, unsere Sicht auf die Welt. Es ist das „Fundament unseres geistigen Hauses“, also quasi die Grundüberzeugungen, auf dem wir unser Denken und Handeln errichten.
Unser derzeitiges Weltbild basiert auf einer Geschichte der Trennung.
Darin betrachten wir uns als voneinander getrennte Individuen, die um ihren eigenen Vorteil kämpfen und einander beherrschen müssen. Auch von der Natur glauben wir uns getrennt: nämlich darüberstehend. Nur zu verständlich, dass in einer solchen Sichtweise das Gegeneinander, die Konkurrenz, der Kampf, das Ego, der Eigennutz unser Denken und Handeln dominieren. Mit dieser Haltung jedoch haben wir eine Menge Zerstörung, Angst und Ohnmacht in die Welt gebracht. Und solange wir in diesem alten Denkmuster stecken, wird auch kein Wandel in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft geschehen. Denn wie Innen, so Außen.
Was wir daher brauchen ist ein neues Denken, eine neue Geschichte, eine neue Sicht auf die Welt: Und zwar jene der Verbundenheit!
Im Weltbild der Verbundenheit erkennen wir unsere wechselseitige Abhängigkeit und erfahren uns selbst als Teil eines größeren Ganzen. Wie die Finger einer Hand, die unterschiedlich aussehen, aber dennoch zu einer Hand gehören. Oder die Seiten eines Diamanten, die verschiedenen geschliffen sind, aber alle denselben Stein ausmachen. Im Weltbild der Verbundenheit sprengen wir die Grenzen unserer Ich-Identität und weiten unsere Definition von Verwandtschaft auf unsere Umgebung, ja, auf alles Lebendige aus. Wir sehen den Bruder auch im Fremden, den Freund auch im Tier, das Einzigartige und Ehrbare im gesamten Planeten. Wir sagen dann: Ich bin dieser Mensch. Aber ich bin auch Teil der Weltgemeinschaft. Teil der Natur. Das gesamte Universum lebt in mir. Ich bin ein Rad im großen Spiel des Lebens. Und ich brauche alles Leben um mich herum, um gedeihen und mich entfalten zu können.
„Ubuntu“ nennen es die Zulu und Xhosa in Südafrika. „Inter-Being“ nennen es die Zen-Buddhisten. Letztlich meint es dasselbe: Alles bedingt einander. Ich bin, weil du bist.
An diesem Punkt angelangt, wird menschenfeindliches oder umweltschädliches Verhalten unmöglich. Denn wer schadet schon jemandem, mit dem man sich verwandt oder verbunden fühlt? Eben!
Wer jetzt meint, ein solches Weltbild wäre eine neuartige oder gar esoterische Erfindung liegt falsch. Denn Verbundenheit ist ein integraler Bestandteil des Lebens. Schau doch nur in die Natur: Sie ist ein lebendiger Beweis dafür! Alles dort ist in Kreisläufen gestaltet. Nichts existiert für sich alleine. Im Netz des Lebens besitzt jede Zelle, jeder Organismus, jede Pflanze, jedes Tierchen eine ganz eigene Funktion, die immer auch den anderen dient. Abertausende Beispiele beweisen das.
Aber nicht nur in der Natur ist alles verwoben. Auch unsere Gesellschaft besteht aus Myriaden von weltumspannenden Beziehungen zwischen Individuen, Gemeinschaften, Institutionen, Unternehmen, Nationen, Kontinenten. Wie kann es da sein, dass wir in einer so hochkomplexen und stark verflochtenen Welt immer noch an getrennte Souveräne glauben und so handeln, als hätten wir mit anderen Menschen, Ländern oder der Natur nichts am Hut? Als bräuchten wir einander oder die natürlichen Lebensgrundlagen nicht?
Die Realität, in der wir leben, IST verbunden! Trennung hingegen ist eine Illusion, die nur in unserer geistigen Vorstellung existiert.
Der größte Fortschritt, den wir daher machen können, liegt darin, die Illusion zu durchschauen. Wir brauchen nicht noch bessere technische Erfindungen, nicht noch mehr Lösungen im Außen, sondern die radikale Einsicht des Geistes, dass wir Teil des Lebens sind, und dass wir deshalb auch der Andere sind!
Ja, lies diesen Satz ruhig noch einmal: Du bist auch der Andere.
Wenn wir das verstehen, fallen viele destruktive Verhaltensweisen ganz von alleine ab, ohne dass wir uns dabei groß anstrengen müssten. Denn nicht im Handeln, im Tun liegt der Hebel zu Veränderung, sondern in unserem Bewusstsein, aus dem heraus das Handeln und Tun entspringen.
Also schau in dein Herz! Und betrachte die Welt mit deinem Herzen!
Dein Herz weiß um den gemeinsamen Ursprung allen Seins. Es weiß um die Verwandtschaft allen Lebens. Schau in die Augen eines anderen Menschen, eines Tieres, und fühle es einfach. Dieser Zugang ist immer da.
von Julia Buchebner, Lia-Blog