Überall, wo man hinhört, empören sich die Menschen und es gibt viele Internet Seiten, die einfach alles anprangern, geheime Machenschaften aufdecken und Missstände ans Tageslicht bringen.
Unbestritten – oft zu recht !
Und ich will den Verdienst der Mahner und Aufdecker auch in keiner Weise schmälern. Vor allem dann nicht, wenn die Aufklärung nicht aus Sensationslust entsteht, sondern aus einem inneren Bedürfnis und aus echter Liebe zur Menschheit.
Mir persönlich geht es jedoch so, dass ich, wenn ich diese negativen Seiten kontinuierlich lese, ein seelisches Unbehagen verspüre. Es kommt, wie bei allem, auf das richtige Maß in der Berichterstattung und auf deren Konsumierung an.
Mitgefühl ist etwas Wundervolles, aber ist es nicht auch sinnvoll, manchmal einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus einer umfassenderen Sichtweise zu betrachten.
Schon in der Pubertät wurde ich durch buddhistisches Gedankengut geprägt, meine Eltern hatten eine diesbezügliche Weltanschauung und durch Vorträge, Bücher und Meditationsgruppen verfestigte sich dieses Wissen in meinem Inneren.
Vieles aus dem östlichem Denken ist ja in die Esoterik-Bewegung mit eingeflossen. So auch die Lehre vom Karma.
Nun wird vielerorts Karma immer noch als Strafe oder Ausgleich, den man für vergangene „böse“ Taten zu leisten hat, gesehen. Es soll über unzählige Widergeburten hindurch jeden ein Schicksal ereilen, welches auf vergangenen Taten beruht, von welchen man noch nicht mal etwas ahnt.
Das halte ich persönlich für eine falsche oder völlig veraltete Ansicht vergangener Religionen.
Natürlich gibt es das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wir können es jederzeit in unserem JETZIGEN Leben beobachten und es ist unbestechlich. Was wir säen, das ernten wir. Und dann entscheidet es sich, wie wir mit dem Erkannten umgehen. Sehen wir die Welt als ein Jammertal an oder als etwas Wunderschönes, Schützenswertes? Entscheiden wir uns für Liebe oder für Angst?
Unser Denken, verbunden mit Gefühlen formt unser Bewusstsein.
Wer gewalttätig ist, wessen Denken ständig um Kampf, „Ehre“, Verteidigung, Rache und Verurteilung kreist, wird nicht mehr fähig sein zu höheren Empfindungen , wie Liebe, Freude, Dankbarkeit und schafft sich damit seine eigene Hölle. Andere Menschen mit einer ähnlichen Grundstimmung fühlen sich davon angezogen und so entsteht ein entsprechendes Feld.
Und genau das geschieht in großem Maß auf unserer Erde.
Wie kann sich dann je etwas zum Besseren wenden? Im kollektiven Bewusstsein der Menschheit bessert sich zur Zeit auch sehr wenig . Alles scheint sich zu wiederholen.
Fast jeder ersehnt den Weltfrieden und möchte Missstände in der Gesellschaft abstellen, verzweifelt aber an der Unbeweglichkeit der Masse. Wir sind einfach noch nicht stark genug und viele Menschen verlieren sich in Verzweiflung.
Wer den Zustand der Welt in einem negativen oder sentimentalen Licht sieht, dessen Denken wird bald die gleiche Schwäche widerspiegeln. Durch Verurteilung und Kampf vergeuden wir meines Erachtens nur unsere Energie. Nicht umsonst heißt es: “Alles, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet, das wächst” .
Es gibt auf der Erde einfach noch so viele “Teenagerseelen” ( im Gegensatz zu reifen und alten Seelen) , die sich ausprobieren und bestätigen wollen und dabei oft ein Chaos anrichten. Mit ihnen zu kämpfen hat keinen Sinn – wir würden uns nur im negativen Gedankengut verstricken.
Warum ist es denn so verführerisch, sich über die Mängel und das Elend der Welt aufzuregen? Ich behaupte, weil es einfach zu weh tut, diesbezüglich in sich selbst hineinzuschauen. Schon oft habe ich beobachtet, dass Menschen, die sehr stark mit den Armen und Unterprivilegierten zu fühlen glauben, in Wirklichkeit mit ihren seelischen Problemen nicht fertig werden.
Wenn es anderen noch schlechter geht, lenkt sie das von ihrem eigenen Elend ab und sie fühlen sich getröstet. Das aber kann nicht zu einer wirklichen Heilung beitragen.
Auf unserer Erde befinden sich Milliarden von Menschen auf unterschiedlichen Stufen ihrer persönlichen und spirituellen Entwicklung. Jeder hat andere Bedürfnisse und andere Lektionen zu lernen. Für unser Höheres Selbst besitzt alles einen Wert und führt letztendlich zu einer Aufwärtsentwicklung. Wir sammeln Erfahrungen, durch die wir wachsen können, nichts weiter, – und müssen anderen Menschen gestatten, sich so auszudrücken, wie sie es wünschen – auch wenn es uns nicht gefällt.
Ein wirklich spiritueller Mensch wird erkennen, dass er nur für sich selbst verantwortlich ist und er immer das Beste, zu dem er in diesem Moment fähig ist, tut. Wie die anderen leben, ist Teil IHRER Evolution, jeder ist am rechten Ort zur rechten Zeit. Man kann niemanden zur Vernunft oder zu seinem Glück zwingen, dann würde man nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst die Freiheit des Denkens und Handelns absprechen.
Ich halte es durchaus für wichtig, über die Ereignisse in der Welt informiert zu sein, doch sich darin emotional zu verfangen , kann eine Ego-Falle sein. Erst wenn die nötige Kraft vorhanden ist, ist es sinnvoll in die Welt hinauszugehen, um etwas zu bewirken. Wer so handelt, hat ein ganz natürliches Charisma und ist fähig, festgefahrene Strukturen zu verändern und etwas wirklich Wesentliches für den Fortschritt der Menschheit zu leisten. Sich über die “schlechte Welt” zu empören bringt überhaupt nichts.
Im Neuen Testament heißt es : “Liebe Deinen Nächsten, WIE DICH SELBST. Mitgefühl ist eine Aufforderung, über unsere begrenzte Sichtweise hinauszuwachsen und in Güte anzuerkennen, dass alle Menschen einen “schweren Kampf” kämpfen, wie Plato sagt. Auch die Menschen, die noch in Gier, Neid und Boshaftigkeit und Hass verstrickt sind, denn sie werden zu dem, was sie anstreben. Doch nichts ist „in Stein gemeißelt“ alles kann durch Bewusstsein verwandelt werden. Und auch das geschieht!
Wenn wir alles, was in unserem Leben kraft – und liebevoll ist, mit unseren Gedanken und Taten stärken, werden diese Bereiche noch wachsen.
Im Moment kann man noch eine große Spaltung der Menschheit beobachten, kein Zusammenfinden. Ich glaube auch nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern wird, das würde einem Wunder gleichkommen.
Was wir tun können ist, uns selbst in das Gewünschte hinein zu verändern, denn dadurch verändern wir unsere Sichtweise und unterlassen gleichzeitig alle Handlungen, die sich gegen das Leben richten . Es zieht dann seine Kreise, wie ein ins Wasser geworfener Stein , zieht Gleichgesinnte an und wird zu einem mächtigen Strom der Veränderung.
Zum Abschluss noch einen wundervollen Spruch von Laotse:
Betrachte die Welt als dein Selbst,
habe Vertrauen zum Sosein der Dinge,
liebe die Welt als dein Selbst;
dann kannst du dich um alle Dinge kümmern.
Laotse, Tao Te King
Angela